Cryogene STRAHLENTGRATUNG
Alternative ist das Schleuderradstrahlen, bei dem das Strahlmittel durch im Schleuderrad eingebaute Schaufeln beschleunigt wird.
Beim Verlassen des Schleuderrads bildet das Strahlmittel einen breiten, länglichen Strahlkegel, der eine große Teilefläche beaufschlagt. In beiden Fällen werden die spröden Grate an den Formteilen durch die Aufprallenergie des Strahlmittels entfernt. Aussenliegende und innenliegende Grate werden in einem Zyklus entgratet. Mit einer Rotationbewegung der Bauteile im inneren der Bearbeitungstrommel werden die Bauteile durch Wälzleisten während der Drehbewegung in einen Bereich gefördert, in der die gekühlten Bauteile in Wirkrichtung des Strahlmittels transportiert werden. Dabei findet eine Vermischung der Bauteile statt. Somit wird ein sauberes und gleichbleibendes Ergebnis sichergestellt.
Kühlmittel STICKSTOFF
Als Kühlmittel kommt Flüssigstickstoff zum Einsatz, welcher in diesem Aggregatzustand bei -196 °C (77 K) siedet. Die Bezeichnung von Flüssigstickstoff ist LN – abgeleitet vom englischen Liquid Nitrogen. Über Düsen wird der Flüssigstickstoff in den Bearbeitungsraum gesprüht. Durch einen Temperatursensor im Bearbeitungsraum und ein vorgeschaltetes Flüssigstickstoffventil wird die Temperatur in diesem geregelt. Der Flüssigstickstoff wird durch einen entsprechenden isolierten Tank zur Verfügung gestellt. Die Expansionsrate vom flüssigen in den gasförmigen Zustand beträgt ca. 1:700. Dadurch entsteht im Bearbeitungsraum ein entsprechender Überdruck. Flüssigstickstoff als Kühlmittel hat sich in der Praxis bewährt. Durch das Kühlmittel sollen theoretisch nur die Grate abgekühlt und somit versprödet werden, um diese dann mechanisch abzutrennen. In der Praxis werden jedoch die Bauteile insbesondere in der Randzone komplett durchgekühlt. Die Sprödigkeit der meisten Werkstoffe steigt mit sinkender Temperatur.
Das Entgraten mit flüssigem Stickstoff ist eine sehr zuverlässige Methode, die zudem das manuelle Nacharbeiten überflüssig macht und somit viel Zeit und Geld spart.
Strahlmittel POLYCARBONATGRANULAT
Das Strahlmedium ist Weichstrahlmittelgranulat, das mit hoher Geschwindigkeit auf die zu entgratenden Teile aufgeschlagen wird. Bei dem eingesetzten Beaufschlagungsmedium handelt es sich um Polycarbonat, welches je nach Verwendung und Anforderung in unterschiedlichen Geometrien und Korngrößen von 0,15 bis 2,0 mm eingesetzt werden kann und fortlaufend während des Strahlprozesses ebenfalls dem Kälteeinfluss unterliegt, wodurch es die notwendige Abriebfestigkeit und Kerbschlaghärte erhält. Es handelt sich somit um ein rein abschlagendes und nicht um ein abrasiven Verfahren.
Auftreffgeschwindigkeit, Strahlabstand, Strahlauftreffwinkel sowie Strahlmitteldurchsatz, -bedeckungsgrad und -einwirkdauer sind Einflussgrößen auf das Strahlergebnis.
Je nach Gratbeschaffenheit und erforderlicher Entgratequalität werden diese verschiedenen Granulate verwendet. Mit kleineren Granulaten kann eine bessere Entgratung mit geringerem Restgrat realisiert werden. Polycarbonat hat eine sehr geringe Feuchtigkeitsaufnahme, eine Dichte von 1,02 kg/dm° und eine gute Tieftemperaturbeständigkeit von bis zu -150 °C.
Das Verfahren der cryogenene Trommel- oder Strahlentgratung bietet sich besonders auch bei Formteilen an, die aus mehreren Werkstoffen bestehen (z.B. Gummi/Kunststoffverbindungen oder Gummi/Metallverbindungen und Silikone.